Die Rolle des Geldes in der Zukunft, insbesondere bei Star Trek - ein Essay

 

Die Wirtschaft der Zukunft funktioniert anders. Im 24. Jahrhundert gibt es kein Geld. (Jean-Luc Picard, Captain der USS-Enterprise, in Star Trek - Der Erste Kontakt). 

 

Soso, fragt sich der geneigte Leser; rund 4.500 Jahre gibt es Geld als Mittel zum Eintausch von Waren und zur Bewertung von Arbeit und bald schon ist Schluss mit dem Anhäufen von Reichtum als Bill Gates?. Zwar gibt es andere Utopien, insbesondere die, dass im entwickelten Kommunismus mit dem Staat, der abstirbt, auch das Geld seine Funktion verliert, aber die Basis dieser Gedanken ist doch wohl einstweilen ad akta gelegt. 

 

Star Trek also als Beispiel eines utopischen Sozialismus, als „Jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Fähigkeiten“, und das mit Hilfe des Replikators? Und das ganze gilt nicht nur im Star Trek-Universum der Next Generation, die nach ihrer eigenen Zeitrechung, der Sternenzeit 41124 beginnt, welches dem Jahr 2363 entspricht, beginnt, sondern bereits beim klassischen Star Trek-Captn. James Tiberius Kirk, der sich in seiner alten Enterprise-Serie in der Mitte des 23. Jahrhunderts befindet. Dass Geld und dessen Wert dieser Mannschaft völlig unbekannt ist, sehen wir in Star Trek IV- the voyage home (Zurück in die Gegenwart), in der die Brückencrew der alten Enterprise per Zeitreise in das Los Angeles der Jetztzeit zurückkehrt (zwecks Rettung der Wale) und hilflos mit dem hiesigen Wirtschaftssystem in Form von 100 US-$ hantiert. 

 

Und um noch einmal den berühmten Captain der Enterprise D und E zu zitieren: „Wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern und den Rest der Menschheit“. Eine grandiose Vorstellung fürwahr und einer der Gründe für den, ironischerweise auch kommerziellen Erfolg dieses positiven Zukunftsentwurfs seines Schöpfers Gene Roddenberry

 

Aber sehen wir uns einmal zunächst bei anderen Science-Fiction-Filmen um, wie in diesen die Zukunft der Wirtschaft und des Geldes bewertet wird 

 

Hier sei als erstes der Blade Runner von Ridley Scott genannt, der im Los Angeles des Jahres 2019 angesiedelt ist. In diesem düsteren Science-Fiction Krimi ist der Held der Story, der Ex-Bulle und Ex-Bladerunner Deckert arbeitslos und auf der Stellensuche, also existiert das kapitalistische Wirtschaftssystem noch. Der Chef der Tyrell-Corporation, die künstliche Menschen, die Replikanten erschafft, erläutert treffend; „Profit ist das, was uns antreibt. Menschlicher als der Mensch ist unser Motto“. (naja, inzwischen ist 2019 ja nicht mehr wirklich Zukunft, aber der Bau von Androiden ist zumindest weiter, als man oft glaubt).

 

Weiterhin Lost in Space (2053). In diesem Märchen von Flug in unbekannte Weiten und dem Verschollensein darin wird der Böse Saboteur an der Weltraumexpedition nach eigenen Worten reich belohnt, um ein konkurrierendes Weltraumunternehmen zu ermöglichen. Also auch hier: kapitalistische Beweggründe zur Ausschaltung der Konkurrenz. 

Ähnlich ist es, offenbar wenige Jahre später bei Total Recall (die totale Erinnerung), bei der Arnold Schwarzenegger alias Douglas Quaid nach der Regie von Paul Verhoeven den Mars befreit. Auch hier gibt’s neben Planetenflügen und künstlichen Erinnerungen zum Festpreis auch noch Bargeld im geheimnisvollen Aktenkoffer. 

 

Es folgen die StarShip Troopers (Buenos Aires, Mitte 21. Jahrhundert). Dieses martialische Spektakel um den Kampf der Menschen mit den Arachnoiden um die Hegemonie in der Galaxis beinhaltet schon von der Story eine imperialistische Ausbreitung einer Lebensart. Unmittelbar wird Geld in der Duschszene vor dem eigentlichen Kampf erwähnt, als sich die jungen Soldaten über die Beweggründe Ihrer Meldung zu den Sternenkriegern äußern. Auch hier bekannte Motive: Karriere in der Politik, ein Stipendium zum Hochschulstudium etc. 

 

Bei Judge Dredd (Megacity New York, ca. Ende des 21. Jahrhunderts) spielt Geld tatsächlich keine Rolle. Den Unterschied zwischen arm (Bürgeraufstand im himmlischen Hafen) und reich (Hochhhausdachgarten mit Swimmingpool) gibt’s aber offenbar doch noch. So auch beim täglichen Brot („Eßt recycelte Nahrung. Recycelte Nahrung ist gut für die Umwelt und ok. für Dich“.) 

 

Alien kommt in 4 (bzw. inzwischen 6) Teilen, anfangs ebenfalls in der Regie von Ridley Scott. Der erste Teil spielt Ende des 21. Jahrhunderts, der 2. und 3. Teil 57 Jahre später, der 4. Teil erneut rund 120 Jahre nach den vorigen Teilen (5 und 6 sind Prequel, also Vorgeschichte). Im ersten und zweiten Teil dieser Gruselstory wird der Auftraggeber des Weltraumunternehmens, ein Großkonzern, von allen „die Firma“ genannt, erwähnt. Im ersten Teil feilschen die Mannschaftstechniker um Sonderzulagen, im 4. Teil wird ein interstellarer Menschenhandel sogar noch mit Bargeld bezahlt, welches als „schwer beschaffbar“ bezeichnet wird. 

 

Das 5. Element spielt im New York des Jahres 2259. In diesem grotesken Spektakel ist die Weltwirtschaft in der Hand eines großen Konzerns, der mit Waffen handelt. Die Geldentwertung ist phänomenal. Gewinnspiele haben ein absurdes Ausmaß angenommen. Der ärmere Teil der Menschheit verdient sein tägliches Brot als Taxifahrer. McDonalds gibt’s auch immer noch, also wohl auch Geld als Währung. 

 

Last not least Star Wars. In der galaktischen Märchenkiste ist der Krieg der Sterne diejenige, derzeit aus 7 von insgesamt 9 geplanten Filmen bestehende Serie (und diversen Ablegerfilmen und Serien), der man am ehesten zutrauen dürfte, dass es in dieser fernen Zukunft (oder Vergangenheit) kein Geld gibt. Aber Fehlanzeige. Im ursprünglich ersten (jetzt dem 4.) Teil verkauft der junge Held Luke Skywalker seinen Sandspeeder, eine Art Gleitflugzeug, zu einem ärgerlich niedrigen Preis, da das Nachfolgemodell schon auf dem Markt ist. Obi Wan Kenobi bucht eine Passage nach Alderaan gegen Bares und Luke verspricht dem Genoven Han Solo eine Masse Geld für die Befreiung der Prinzessin. Und im neuen 1.Teil (die dunkle Bedrohung) ist die Besteuerung interstellarer Handelsrouten sogar der Grund für eine planetare Blockade mit militärischen Mitteln. Weiter ist man zur Finanzierung von Raumschiffersatzteilen auf eine mörderische Wette angewiesen. 

 

Also, wenig Anlass für eine bessere, weil weniger geldgeile Zukunft? Weit gefehlt, denn das Phänomen Star Trek kommt, jedenfalls innerhalb der Förderation Vereinter Planeten, einem umfassenden Zusammenschluss von mehr als 100 Sternensystemen unter Führung der Erde nach dem Vorbild der UNO offensichtlich ohne jedes Geld aus. Der Replikator, eine Art Wunscherfüllungsmaschine, stellt in Windeseile jedes gewünschte Gut dar. Hierdurch hat materieller Besitz weitgehend seine Bedeutung verloren. Kulturwissen ist durch Computerabfrage jederzeit erhältlich, was angesichts des derzeitigen Internetbooms aber kaum noch sehr futuristisch klingt. Das Fernsehen ist laut Star Trek bereits seit Mitte des 21. Jahrhunderts passé, was angesichts der neuen Medien nicht mehr allzu unwahrscheinlich ist. Gilt das, was für die technische Entwicklung gilt, auch gleichermaßen für die Zukunft des Geldes? Hier scheinen Zweifel angebracht. 

 

Bereits bei Star Trek selbst scheint man nicht so sehr an die Nichtexistenz einer Werteinheit zu glauben, hätte doch sonst die Pokerrunde, an der sich die Brückencrew der Enterprise D gern beteiligt, kaum einen Sinn. Am Rande hierzu nur eines: als sich (der echte) Stephen Hawking anlässlich eines Studiobesuchs an einer Folge von Star Trek – the next generation - an einer Pokerpartie mit Data, Albert Einstein und Isaac Newton (im Holodeck der Enterprise) beteiligte, konnte er danach seinen Pokergewinn in Star Trek-Chips mangels geeigneten Wechselkurses nicht in aktuelles Geld eintauschen. 

 

Aber der monetären Gegenwart wird in Star Trek noch ein deutlicherer Spiegel vorgehalten – die Fratze des Kapitalismus im wörtlichen Sinne, den Ferengi, für die absolut alle Wertmaßstäbe nur in einer geldwerten Währung, dem goldgepressten Latinum messbar sind, für die die Erwerbsregeln das Maß und die himmlische Schatzkammer das Ende aller Dinge sind. Und hier gibts sogar einen echten Streik in Quarks Bar und zum Schluss der Serie einen Umsturz auf Ferengi-Nar, mit dem das Ende der Unterdrückung der Frauen und des Kapitalismusses eingeleitet wird. Wow !

 

Also Verdammte dieser Erde, nicht verzagen. „Die Zukunft ist glänzend, die Welt schreitet voran und niemand kann den allgemeinen Trend der Geschichte aufhalten“ (Mao Tse Tung). Das Ergebnis – man sieht es täglich im Fernsehen, in den Abenteuern der Enterprise, deren Besatzung mutig aufbricht, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen.